Fair Trade ist nicht immer fair. . .

Wer Bananen, Kaffee oder Schokolade kauft wird Teil einer Nahrungskette die um die halbe Welt reicht. Damit wir diese Lebensmittel essen können, müssen an weit entfernten Orten dieser Welt, Menschen unter Bedingungen arbeiten die viele von uns als inakzeptabel einstufen würden. Das Konzept des Fairen Handels hat zum Ziel die Bedingungen der Menschen zu verbessern von deren Arbeit wir profitieren. Internationale Organisationen haben sich auf die folgende Definition des fairen Handels geeinigt:

Der Faire Handel ist eine Handelspartnerschaft die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ArbeiterInnen und ProduzentInnen. Besonders in den Ländern des Südens leistet der Faire Handel einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Faire Handelsorganisationen engagieren sich gemeinsam mit VerbraucherInnen für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.

So soll zum Beispiel sichergestellt werden, dass ein Kaffeebauer einen fairen „ausreichend hohen“ Preis für seine Ernte bekommt. Dass auch Arbeiter auf einer Bananenfarm ein lebenswertes Leben haben. Es wäre schlussendlich unfair wenn wir in den Industrienationen Kaffee zu Schleuderpreisen genießen, während internationale Handelsketten sich die Taschen füllen und die die tatsächlich den Kaffee anbauen nichts als nur blutige Händen bekommen. Wer nun meint, der Kaffeebauer könne doch einfach seine Preise erhöhen, der irrt leider. Denn durch Marktmacht haben die großen Händler mehr oder weniger die volle Kontrolle über die Preise. Wer als Farmer nicht mitspielt, geht leer aus,  ist ruiniert und seiner Lebensgrundlage beraubt.

Das ist die Realität der freien Marktwirtschaft. Fair Trade ist nicht gleich Fair Trade. Um das oben genannte Konzept umzusetzen und für Konsumenten sichtbar zu machen, muss Ware entsprechend markiert werden. Sonst kann der Verbraucher beim Einkauf keine Wahl treffen. Neben den normalen Bananen für lächerliche 0,99€/kg liegen dann die Bananen aus fairem Handel für lächerliche 1,49€/kg. Mit einem zusätzlichen Aufkleber. Einem Label oder Siegel. Darauf steht vielleicht "Aus fairem Handel" oder "Fair Trade". Oder "Fair Trade". Denn wie es scheint, ist fair nicht immer gleich fair. Während der Begriff Fair Trade den Fairen Handel nach obiger Definition im Allgemeinen meint, ist Fair Trade (zusammen geschrieben) bereits eine Organisation mit eigenem Label und strikten Standards, wie genau dieser Handel auszusehen hat. Fair Trade ist demnach immer Fair Trade. Fair Trade ist jedoch nicht immer Fair Trade. Alles klar?

 

Und noch mehr Fairness-Märchenstunden bei weiteren „unfair-fairen“ Zertifizierungen. . .

  • Das Fairhandelslabel - Hand in Hand,
  • Rainforest Alliance/SAN oder
  • das UTZ Siegel im Bereich Kaffee und Kakao.

 

Der Mehrpreis, den Verbraucher im Supermarkt bezahlen landet jedenfalls wenn überhaupt nur zu einem Bruchteil beim Erzeuger. Meist kommen weniger als 1% der vom Endverbraucher gezahlten Mehrpreises beim Erzeuger an. Eine direkte Spende an eine wohltätige Organisation ist da weitaus effektiver.

 

Ist Fair Trade unfair

Der Gedanke zählt. Aber die Intention alleine hilft niemandem. Ob einige Erzeuger unter dem Fair Trade-Konzept leiden, ist nicht auszuschließen. Anzeichen, dass Fairer Handel Erzeugern schaden könnte, gibt es durchaus.

Doch was soll der Verbraucher tun? Wünscht er sich maximale Transparenz und Einfluss, ist er sicherlich mit regionaler Ware am besten beraten. Doch Kaffee, Schokolade und Bananen bekommt er in unseren Breitengraden nicht. Wer im Zweifel für den Angeklagten stimmt, kauft trotz teils mangelnder Transparenz Fair Trade, achtet jedoch auf Siegel, die sich möglichst extern und transparent zertifizieren lassen (u.a. FLO bzw "Fair Trade").

 

Mein Summery

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Fair Trade-, Bio- und Vegetarisch-Siegel keine Freischeine für gedankenlosen Konsum sind und sein können. Nach wie vor sollten wir bei jedem einzelnen Einkauf nachdenken und kritisch hinterfragen. Wer die Verantwortung für seinen Kauf auf diese Weise abgibt, erliegt jedoch einem Trugschluss und verschließt die Augen vor der Realität: Mit jedem Kauf treffen wir eine Wahl und nehmen Einfluss auf die Geschicke der Umwelt, anderer Menschen, des Klimas und der Zukunft. Wir alle sind verantwortlich. Jeder einzelne von uns hinterlässt Spuren auf diesem Planeten. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir uns alle gemeinsam in den gleichen Schuh stellen und in die gleiche Richtung wandern, oder nicht.

Unser Gewicht bleibt gleich.